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Gespräche



 23.01.2021 - 2. Teil - Vom Buch zur Bibliothek 



Klosterbibliothek des Benediktinerstifts Admont

Geschichte der Bücher und Bibliotheken
von Dr. Birgit Constant

2. Teil

Vom Buch zur Bibliothek
Die Menschen liebten also Geschichten, und es gab schon Bücher, doch einem breiten Lesepublikum standen zwei Hindernisse im Weg:


1. Die meisten Menschen in der Antike und im Mittelalter konnten nicht lesen. So kam dem Vorlesen oder Vortragen eine große Bedeutung zu, und bis ins späte Mittelalter war dies sicher die am meisten verbreitete Form, Bücher zu konsumieren.

2. Der Zugang
zu Bibliotheken und damit auch zu Wissen war für Öffentlichkeit begrenzt, ganz anders als heute. Wer etwas nicht wusste und es, warum auch immer, erfahren wollte, musste jemanden fragen, der Zugang zu solchem Wissen hatte.
Während dies in der Antike vor allem die großen Herrscher waren, traf das im Mittelalter insbesondere auf Kleriker, zunehmend aber auch niedrigere Adlige oder reiche Bürger zu.

Bibliotheken der Antike

Erste Bibliothek
Als erste Bibliothek gilt die im 7. Jhd. v. Chr. in Ninive, der Hauptstadt des assyrischen Reiches, bestehende Sammlung des Königs Assurbanipal von schätzungsweise um die 10.000 Tontafeln mit etwa 1.500 Texten in akkadischer Keilschrift. Diese beinhalteten religiöse und literarische Überlieferungen, aber auch Berichte von den Finanzen des Palastes und der Regierung.
Leider wurde die Bibliothek um 612 v. Chr. von den Medern und Babyloniern zerstört. Rund 40.000 Scherben wurden Mitte des 19. Jhds. wiederentdeckt.
Bedeutendste Bibliothek der Antike

Im 3. Jhd. v. Chr
. gründete Ptolemaios I.
die bedeutendste Bibliothek der Antike, die Bibliothek von Alexandria, mit geschätzten 700.000 Schriftrollen, in der sich Wissenschaftler, Gelehrte und Schüler tummelten, darunter Euclid, der Vater der Geometrie, sowie Archimedes, der größte Mathematiker der alten Welt. Im Gegensatz zu anderen ägyptischen Bibliotheken der Zeit, zu denen nur Priester und Schreiber Zugang hatten, war diese Bibliothek offen für jedermann.

Der hellenische Gelehrte und Dichter Kallimachos
arbeitete hier mit seinen Schülern ein gut funktionierendes Bibliothekssystem aus. Die Schriften wurden damals schon nach Lyrik, Prosa und Fachbuch eingeteilt. Die Autoren in der jeweiligen Sparte wurden nach dem Anfangsbuchstaben einsortiert. Ebenso wurde ein Bibliothekskatalog über den Bestand aller Schriften angefertigt.
Auch diese Bibliothek wurde vollständig zerstört, nämlich zwischen dem letzten Jhd. v. Chr. (Caesar gegen Pompeius) und der 2. Hälfte des 3. Jhds. n. Chr. (Kaiser Aurelian).

Erste Privatbibliotheken

Zu der Zeit gab es auch schon erste Privatbibliotheken von wohlhabenden Bürgern oder philosophischen Schulen, etwa Aristoteles’ Bibliothek (4. Jhd. v. Chr.), die nach der Eroberung Athens durch den römischen Herrscher Sulla im 1. Jhd. v. Chr. als Kriegsbeute nach Rom gebracht wurde und nicht nur Aristoteles’ Schriften, sondern auch die anderer Verfasser enthielt.

Bereits im 2. Jhd. v. Chr. hatten die Römer schon die Bibliothek des makedonischen Herrschers Perseus geraubt. Da sie allerdings fast nur an der griechischen Kultur und an griechischen Schriften interessiert waren, verschenkten oder vernichteten sie beispielsweise die phönizischen Schriften der Karthager nach der Eroberung. So gingen selbst ohne durch Zerstörung durch Kriege weitere schriftliche Aufzeichnungen für die Nachwelt verloren.
Erste römische Bibliotheken

Wie in den oben genannten Beispielen waren die ersten römischen Bibliotheken zunächst Kriegsbeute und entstanden erst später im (friedlichen) kaiserlichen Auftrag. Das Ziel war aber nicht nur die Bildung der Menschen, sondern vor allem auch die Erschaffung eines Symbols der Weltmacht Roms.
Augustus war der erste römische Kaiser, der in Rom eine öffentliche Bibliothek eröffnete: 28 v. Chr. installierte er die Bibliotheca Palatina im Apollo-Tempel. Weitere römische Kaiser stifteten in Rom und im gesamten römischen Reich Bibliotheken, so etwa Hadrian, der den Griechen in Athen eine Bibliothek spendierte. Zur Zeit des römischen, ersten christlichen Kaisers Konstantin (4. Jhd. n. Chr.) standen in Rom 28 öffentliche Bibliotheken zur Verfügung.

Erste Buchbibliotheken

Mit der Übernahme des Christentums als Staatsreligion im 3./4. Jhd. n. Chr. kamen die ersten Buchbibliotheken auf, in die die antiken Bibliotheken nach und nach eingegliedert wurden. Die christlichen Bibliotheken unterschieden sich von den älteren durch die Verwendung der buchförmigen Pergamentschriften, die oben genannten Kodizes, statt der gerollten Papyrusschriften. Viele antike Texte wurden bei der Eingliederung auf Pergament übertragen. Andere gingen allerdings irgendwann verloren.

Bibliotheken im Mittelalter


1. Klosterbibliotheken

Dass es überhaupt zu einer Fortsetzung des Bibliothekswesens und der Schriftenproduktion kam, lag vor allem am Wegbereiter der Klosterbibliotheken, Cassiodorus. Nach dem Untergang des römischen Reiches im Jahre 476 gründete er im 6. Jhd. n. Chr. das Kloster Vivarium in Süditalien und erklärt gemäß den Regeln in seinem „Lehrbuch der göttlichen und weltlichen Wissenschaften“ das Sammeln und Abschreiben – und ggf. Übersetzen – religiöser und profaner Handschriften, etwa von Philosophen, Rhetoren und Dichtern, zur ausdrücklichen Aufgabe der Mönche.

Auch Benedikt von Nursia, der Gründer des Benediktinerordens, schrieb den Mönchen des Mutterklosters seines Ordens in Monte Cassino tägliches Schriftstudium vor.
Damit wurde aus dem Kloster als Ort der Kontemplation auch ein Ort der Bildung. Dies war der Beginn des mittelalterlichen Klosterbibliothekswesens, welches das Wissen der Antike in die späteren Jahrhunderte übertrug. Frühe Klosterbibliotheken entstanden unter anderem in St. Gallen, Bobbio, Lorsch, Cluny, York und Lindisfarne.
Neben den Klosterbibliotheken entstanden bzw. vermehrten sich im Mittelalter noch die vier folgenden Arten von Bibliotheken.

2. Dombibliotheken

Rom war die mittelalterliche Version der Frankfurter Buchmesse und galt während des gesamten Mittelalters als Büchermarkt, ebenso wie ausländische Universitätsstädte, etwa Bologna mit ca. 5000 Büchern und Paris. In zunehmendem Maße besaßen aber auch die Bischofssitze als kulturelle Mittelpunkte Dombibliothekenzur Ausbildung der Geistlichen. Die Dombibliothek zu Freising wurde bereits 739 n. Chr. gegründet. Wenig später, im Jahre 802, erließ Karl der Große auf der Synode von Aachen eine Bestimmung, welche auch Kirchen und Pfarreien verpflichtete, sich eine kleine Zahl von Büchern zuzulegen.

3. Stadtbibliotheken

Die Verwaltung der Städte im Mittelalter bedingte ein gewisses Wissen und die Beherrschung des Schreibens und Lesens. Auch hier brauchte man also Bücher. Weil sich diese meistens im Rathaus befanden und von den Bediensteten des Rates benutzt wurden, prägte man den Begriff der Rats- oder Stadtbibliothek. Viele Bücher wurden der Ratsbibliothek von Bürgern gestiftet.

4. Universitätsbibliotheken
Als Kollegienbibliotheken bezeichnet man Büchereien, die sich in Schulen befanden, in denen die Professoren und ihre Studenten zusammenwohnten und aus denen schließlich im Hoch- bzw. Spätmittelalter die Bibliotheken für die einzelnen Fakultäten entstanden, aus denen sich wiederum die Universitätsbibliotheken herausbildeten. Durch die Inanspruchnahme von Lohnschreibern wuchsen sie vergleichsweise schnell. Um 1430 konnte die Universität Heidelberg, gegründet 1386 und damit Deutschlands älteste Universität, bereits rund 870 Bücher vorweisen.

5. Privatbibliotheken

Mit dem rechtlichen und finanziellen Erstarken des Bürgertums im späten Mittelalters vermehrten sich auch die Bibliotheken privater Sammler, die allerdings oft Gelehrtenbibliotheken statt reiner Privatbibliotheken waren.
Petrarcas und Boccaccios Privatbibliotheken aus dem 14. Jhd. gingen durch fürstliche Förderung in öffentliche Bibliotheken über.
Die Herzog-August-Bibliothek, gegründet 1572 in Wolfenbüttel war zur Zeit des Todes von Herzog August 1666 eine der berühmtesten fürstlichen Büchersammlungen und wohl die größte Bibliothek der Welt: rund 35.000 Bände mit 135.000 Titeln, die den ganzen Reichtum der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Literatur widerspiegelten. Nach dem Neubau durch Gottfried Wilhelm Leibniz Anfang des 18. Jhds. war sie das erste selbstständige profane Bibliotheksgebäude in Europa.


©Dr.Birgit Constant(Text)
©Klosterbibliothek des Benediktinerstifts Admont: Image by Michael Brandl from Pixabay(Bild)

www.birgitconstant.de

06.02.2021 - dritter Teil
Mehr Bibliotheken, mehr Bücher, mehr Probleme: Katalogisierung und Bücherklau


"Der Krieger des Königs"
Historischer Roman von
Birgit Constant.

Weitere Romane finden Sie auf
www.birgitconstant.de/buecher
www.fuerautoren.de