Gespräche
13.01.2015 - Diana Hillenbrand - Autorin
Diana Hillebrand
Diana Hillebrand schreibt Kurzgeschichten und Fachbücher für Erwachsene, Fachartikel, Kinderbücher und Stadt- und Museumsführer für Kinder. Das Buch „Paula und die Tierpark-Reporterin“ lässt den Tierpark Hellabrunn in München unvergessen werden. Außerdem hat Diana Hillebrand 2006 hat die WortWerkstatt SCHREIBundWEISE gegründet und gibt Schreibkurse für kreatives Schreiben.
Frau Hillebrand, wie geht es Paula?
Paula geht es wie immer gut, sie ist ja ein neugieriges, fröhliches Mädchen, wenn es nicht so wäre, würde sie es bestimmt sagen. Paula hat immer neue Ideen und will noch viel wissen.
Paula ist die sympathische Tierparkreporterin und Ihr ersten Buches im Volk Verlag. Ganze Scharen von Schulkindern sind nach Erscheinen des Buches „Paula, die Tierpark-Reporterin“ zum Tierpark gewandert, und so manches Kind möchte bestimmt Reporter werden. Wie ist es zu dieser Geschichte gekommen?
Anlass war das 100-jährige Jubiläum des Tierparks Hellabrunn. Dort bin ich oft mit meiner Tochter und dachte mir, man müsste Geschichten über den Tierpark zu schreiben. Aber ich wollte kein Sachbuch schreiben, sondern etwas abenteuerliches. In meinem Kopf hat sich ganz schnell Paula gemeldet und so ist das Buch entstanden.
Es sind wunderbare Bücher zwischen Bilderbuch und Abenteuerroman
Paula und ihr italienischer Freund Luca erleben viele Abenteuer. Wir vermuten mal, dass das Recherchieren für die Geschichten vergnüglich war, oder?
Ja, das war tatsächlich vergnüglich, aber auch viel Arbeit, das unterschätzt man immer wieder. Die meiste Zeit, die ich an einem solchen Buch arbeite, verbringe ich mit recherieren. Die sinnlichen Eindrücke, die Paula hat, sind nicht in Archiven oder im Internet zu finden, also musste ich mich selbst auf die Socken machen, und hinter die Kulissen schauen.
Haben Sie eine Patenschaft in Hellabrunn übernommen?
Dieses Projekt entstand unabhängig von Hellabrunn, ich wurde aber super von dem Team dort unterstützt und durfte auch in die Gehege und zu den Tieren, wo man sonst nicht hindarf. Das Buch erschien dann im Volk Verlag München, also unabhängig vom Tierpark Hellabrunn.
Es gibt ein weiteres bezauberndes Buch mit Paula, es trägt den Titel „Paula und die geheimnisvolle Miss Bloom, Abenteuer in Münchner Museen“. Diese geheimnisvolle Frau hat eine Fragekrankheit, die unbedingt geheilt werden muss. Haben Sie Miss Agatha Bloom mal kennen gelernt?
Miss Bloom begegnete ich nicht persönlich, aber ihre Fragekrankheit war mir durch meine kleine Tochter und ihre Freundinnen sehr vertraut. Kinder Fragen doch immer „warum?“ und ich habe mir vorgestellt, wie es wäre, wenn jemand wirklich so eine Fragekrankheit hätte und einfach nicht mehr aufhören könnte, Fragen zu stellen. Das war die Geburtsstunde von Miss Bloom.
Die Fragen der Miss Bloom machen neugierig auf unsere Stadt. So eine Fragekrankheit macht keine Angst, sondern richtig Spaß und sind klasse. Sie werden bestimmt die sonntäglichen Stadtspaziergänge bereichern.
Die Museumsbesuche von Paula und Luca sind so aufregend und voller Informationen. Frau Hillebrand, waren Museumsbesuche für Sie als Kind langweilig?
Da wo ich herkomme, aus einer Kleinstadt im Sauerland, gab es keine Museen. Ein kleines Stadtmuseumchen, ja, aber Museumsbesuche gehörten nicht zu meinem Leben. Das habe ich erst richtig hier in München kennen gelernt. Ich habe mich sofort in diese Stadt mit ihrem kulturellen Leben verliebt, und dann mit Paula die Museen erst so richtig kennengelernt.
Sie sind auch in Stadtbibliotheken zu Lesungen eingeladen worden. Wie war da die Stimmung?
Ich habe so im Schnitt 60ig-70ig Lesungen im Jahr, in Schulen, in Stadtbibliotheken und ich muss sagen, es ist immer wieder großartig mit den Kindern. Ich habe großes Glück. Die Kinder sind nett, die Mitarbeiter der Bibliotheken sehr engagiert und mir macht es viel Freude zu erleben, wieviel Spaß Kinder mit Büchern haben und ihr Interesse wecken. Ich lese aber nicht die ganze Zeit vor, sondern habe einige Original-Illustrationen dabei und erzähle gern davon, wie Bücher entstehen.
Frau Hillebrand, die Paula-Bücher sind mit schönen Zeichnungen der Künstlerin Stefanie Duckstein bebildert. Diese Grafiken würde ich gerne in einer Ausstellung sehen. Ist das möglich?
Ja, das ist sogar in diesem Jahr möglich. Im Ägyptischem Museum in der Gabelsbergerstraße, wird es eine Ausstellung mit Bildern von Stefanie Duckstein geben und auch eine Lesung mit dem Buch „Die geheimnisvolle Miss Bloom“.
Für wen möchten Sie schreiben?
Als Kind habe ich alles was mich berührt hat, aufgeschrieben. Ich habe immer gern geschrieben, einfach so für mich. Ich hatte also nicht schon früher den Plan, Autorin zu werden. Irgendwann merkte ich, dass ich mit meinen Texten Menschen erreichen kann. Ich bin begeistert davon, wie es wenige Buchstaben auf dem Papier schaffen, Menschen zu bewegen und so schreibe ich für alle, die gerne meine Texte lesen wollen.
Max und Emily sind zwei aufgeweckte Freunde, die auf dem Land wohnen. Ihre Wissbegierde treibt sie in Bauernmuseen, um zu erfahren, wie dort früher gelebt wurde. Diese Erlebnisse haben Sie auch in Büchern festgehalten und diese Informationen zu den Häusern findet man in den „Schlaumeiereien“. Haben Max und Emily diesen Begriff erfunden?
Nein, die beiden haben den Begriff nicht erfunden. Den gibt es bereits. Mit Schlaumeiern verbinde ich liebevolle und wissbegierige Menschen, in diesem Falle Kinder. Das Freilichtmuseum Glentleiten und das Bauernhausmuseum Amerang fanden die Geschichten von Paula durch die Kombination aus echten Geschichten zum Vorlesen und die Informationen so gut, das die Freilichtmuseen auf diese Weise auch ihre Botschaften vermitteln wollten. In den Geschichten schauen Max und Emily hinter die Türen und erleben jeweils eine Szene aus der Vergangenheit des vorgestellten Hauses.
Sind Max und Emily auch nach München gefahren und haben sich das neueste Buch von Ihnen, den Stadtführer für Kinder „München-Touren, auf Paulas Spuren“ geschnappt und sind losgezogen?
Das hoffe ich doch sehr. Max und Emily gibt es natürlich nicht wirklich. Die Hauptfiguren meiner Bücher sind eine reine Erfindung. Es würde aber zu Max und Emily passen, sich München genauer anzuschauen.
Frau Hillebrand, Ihre Begeisterung für das Schreiben teilen Sie mit anderen Menschen und Sie haben eine Wortwerkstatt gegründet. Sie geben Schreibkurse. Wer nimmt daran teil?
Tja, wer nimmt daran teil? Ich habe 2006 damit angefangen und wusste selber nicht so genau wer kommen würde. Inzwischen weiß ich es. Es kommen Menschen aus allen Altersgruppen, Schichten und Lebensbereichen. Es sind auch Teilnehmer darunter, die schon etwas geschrieben haben oder aus der Buchbranche kommen. Die Teilnehmer sind aber nicht nur aus München, sondern reisen auch von weiter an. Deshalb biete ich auch Wochenend-Workshops an.
www.SCHREIBundWEISE.de
Erfolgreich sind auch Ihre Literaturtreff am Harras mit SchriftstellerInnen. Welche Autoren laden Sie dazu ein?
Da ich seit Jahren selbst schreibe, und einigen Autorenvereinigungen angehöre, habe ich viele Kontakte. Inzwischen hat sich der Literaturtreff aber auch herumgesprochen und so werden die Lesungen auch bei mir angefragt. Ich freue mich vor allem, dass das Kulturreferat München die Lesungen seit Jahren unterstützt und mit dem Café Kitchenette haben wir einen schönen Ort dafür gefunden.
Und wer sind Ihre Lieblingsautoren?
Die Liste der Autoren, die ich gerne lese, ist lang. Und sie wird immer länger, da es immer wieder neue wunderbare Bücher gibt. Ich mag mich gar nicht festlegen, wer mein Lieblingsautor ist. Aber ich mag Klassiker wie Thomas Mann genauso, wie Bernhard Schlink oder zeitgenössische moderne Bücher, da fällt mir beispielsweise Nina Sahm ein.
Haben Sie sich neue Projekte vorgenommen?
Ja, immer. Zunächst suche ich aber nach einem neuen Printverlag für meine Buchreihe „Heute schon geschrieben“. Sie war bei Weltbild erschienen und ist im Zuge der Insolvenz eingestellt worden. Darüber hinaus gibt es aber weitere Buchprojekte.
Und würde es Sie reizen, einen Krimi zu schreiben oder einen historischen Schinken?
(Frau Hillebrand lacht herzlich) Genau diese beiden Genre werde ich sicher nicht schreiben. Ich bin kein Krimileser. Historische Romane lese ich zwar ganz gerne, ich kann mir aber nicht vorstellen, welche zu schreiben. Die Recherchen dazu sind viel zu intensiv. Realistische Romane sind mir näher.
Die Paula Bücher, sind diese auch als e-book erhältlich?
Die Paula-Bücher als e-Book kann ich mir nicht vorstellen, weil sie durchgehend illustriert sind. Um die Collagentechnik von Stefanie Duckstein so richtig zum Ausdruck zu bringen, eignet sich Papier besser.
Zum Glück kann man die Paula Bücher in den Münchner Stadtbibliotheken ausleihen.
Frau Hillebrand, wie ist Ihre Beziehung zu den Stadtbibliotheken?
Wunderbar! Die Stadtbibliotheken leisten tolle Arbeit. Ich bin selber dort angemeldet, meine Tochter ebenso. Die vielen Lesungen brachten mich in die verschiedensten Stadtteilbibliotheken. Ich mag die Atmosphäre und das Engament der Bibliothekare ist fabelhaft. Was wäre eine Stadt ohne Stadtbibliotheken? Undenkbar!
Frau Hillebrand,
mit Spannung warten wir auf weitere Abenteuer mit Paula und danken für das Gespräch.
© Steffi.M.Black 2015(Text)
© Diana Hillebrand (Bild)